Ethnosmusikalischen Anmerkungen zum Maracatu

Maracatu, ein wesentlicher Aspekt der schwarzen Kultur, kommt aus der Stadt Recife im Bundesstaat Pernambuco. Grundsätzlich wird der Maracatu in den Maracatu Nação und Maracatu Rural unterschieden. Wenn ich hier von Maracatu spreche, meine ich ich den Maracatu Nação. Der Maracatu als Musikstil ist ca. 200 Jahre alt, die Gruppe Elefante ist 1800 gegröndet worden. Als symbolischer Akt zur Krönung des Kongokönigs in barocker Kleidung ist er ca. 300 Jahre alt. Vereinfacht ausgedrückt ist der Maracatu die profane Carnevalsvariante eines entsprechenden Candomblé. Die Mastertrommler aus dem Candomblé sind dann auch häufig die Trommler im Maracatu, und das geistige Oberhaupt, die oberste Priesterin des entsprechenden Candomblé, erscheint im Umzug beim Maracatu als Königin verkleidet.

Bei diesem würdevollen Moment wird dann der Toque Nago getrommelt und gesungen. Das Nago steht für die Yoruba-Nation. Der Maracatu de Baque Virado Nação Porto Rico hat seine Entsprechung im Candomblé Ghe Ghe. Dirk Hauptmann hat als zweiter Weißer in der Gruppe Porto Rico im Maracatu-Carneval mitgespielt. Die Entsprechung zu dem Candomblé Xango ist der Maracatu Elefante, bei Elefante hat Tom Erben aus Berlin mitgetrommelt. Für die Gruppe Estrela Brilhante steht Yemenja, bei Estrela Brilhante haben Peter Eisenberger und Adel Netzer gespielt.

Bei den Maracatugruppen ist es üblich, sich einen Namen zu geben, der teilweise auf den afrikanischen Ursprung hinweist, wie z.B.: Porte Rico, Elefante, Leao Coroado (Gekrönter Löwe), Maracatu Girafinha (Berliner Maracatugruppe von Tom Erben). Sambamania nennt sich zusammen mit der Tanzgruppe Grupo Guarani das Projeto Maracatu Hipopotamó (Das Projekt Maracatu Nilpferd). Der Begriff des Baque Virado meint allgemein einen wilden oder mehr improvisierten Maracatu.

Die typische Instrumentierung kommt aus Europa: die Tarol und Caixa sind Marschtrommeln, die Bombos und Alfaias sind Basstrommeln. Ganza , Gonguê und neuerdings auch Abe/Shekere sind afrikanischen Ursprungs. Vor allem ist die Formgestaltung der Musik typisch afrikanisch.

Vor dem Karneval werden die Kessel der Bombos in großen Töpfen vorgeformt und dann gebaut. Traditionell wurden die Bombos(Alfaia/oder einfach nur Tambor/Trommel) aus der Palme Macaiba gefertigt, die unter der Krone eine Verdickung hatte. Die Verdickung wird ausgehöhlt und so wird ein Trommelcorpus aus einem Stück gewonnen . Traditionell werden Ziegenfelle für die Fellbespannung verwendet. Gespannt wird mit Sisalstrick. Die meisten Maracatu-Gruppen verwenden noch diese ursprüngliche Bespannung, die schöner klingt, wenn Sie auch in mancherlei Hinsicht unpraktischer ist(Zum einen muss viel nachgespannt werden, zum anderen schnürt der Sisal sehr in die Hände rein. Bei der Gruppe Nação Pernambuco werden Ziegenfelle und Stangen verwendet). Die Gruppe Maracatu Nação Pernambuco ist ein typischer Vertreter des Maracatu estilizado.